Dienstag, 30. Dezember 2014

Jahresrückblick

So, nun der Jahresrückblick 2014.

Januar:
Erleichterung über den Jahreswechsel
Review zu Coldplays Meisterwerk Viva la Vida
Nazi-Pilgern in Frankreich
Filmkritik: The Attack
Melisa Omeragic
Nachruf zu Scharon
Filmkritik: Monanieba
Gedenken a la Heuchelei 
Dinge, die man in Gerichtsshows lernt

Februar:
Opferneid gewinnt Goldene Kamera
Filmkritik: Train de vie
Gedanken zum syrischen Bürgerkrieg
35 Jahre Islamische Revolution

März:
Freude über den Frühling
Vorfreude - dauerte noch lange!
Filmkritik: Prikotschenija Ali Babij i 40 razbojnikov
Beschäftige Woche 

April:
Kalter April
Mein Kommentar zu DSDS 2014
Review zum Magnum Opus der Bangles
Gedanken
Filmkritik: Luna Papa
Gerettete Osterferien
Wahre Gedanken.
Filmkritik: Entre tinieblas
Frühling - und Vorfreude auf etwas unerwartetes
Lalehs debut
Ablauf für den ersten Mai

Mai:
Der 1. Mai, der alles änderte
Break every rule
Filmkritik: Alicia en el pueblo de Maravillas
Joan Osbornes magnum opus
Sommergedanken
Warum ich nicht wählte
Bekanntes Gesicht bei Family Stories
Nachruf zu Hanna Maron

Juni:
Filmkritik: Fill the void
Ein etwas anderer Sommer
Filmkritik: Das Geisterhaus
Filmkritik: El laberinto del Fauno
Filmkritik: The Human Resources Manager
Review zum lang ersehnten Lana Del Rey Album
Reflektionen zu meiner Reise
Endlich ab nach Israel
Hoffnung tot.

August:
Ein unvergesslicher Monat in Israel
Istanbuler Stunden
Was mich erwartet
Asi TV Star wird peinlicher als zuvor
Letzter Schabbat auf Lolland
Neuanfang
53 Jahre Mauerbau - und Glorifizierung der SED
Letzte Nacht auf Lolland

November:
3 Monate Kopenhagen
Kristallnachtsgedenken in Kopenhagen
Kopenhagener Herbst
Ende des Novembers

Dezember:
Was letztens passierte
2014 - was für ein Jahr
Buchempfehlungen 2014



Bücher, die mich dieses Jahr bewegt haben - 2014 Version

Letztes Jahr machte ich ja eine Liste über Bücher, die mich in dem Jahr bewegt haben. Also dachte ich mir, wieso nicht auch eine 2014 Liste? Also, fangen wir an!

1. Die Insel unter dem Meer, Isabel Allende
"Die Insel unter dem Meer" (La isla bajo el mar) erzählt die Geschichte der Mulattin Zarité, genannt Tete, die als Sklavin des Plantagenbesitzers Toulouse Valmorains aufwächst, und oft von ihn vergewaltigt wird. Geborgenheit erfährt sie nur von seiner sterbenden Frau Eugenia und von der Voodoo Priesterin.

Nachdem mehr und mehr Sklaven aus Afrika nach Saint Domingue eingeführt werden, und diese und deren Nachkommen anschließend die Mehrheit der französischen Kolonie bilden, dauert es natürlich nicht mehr lange, bis sich die Mehrheit gegen die Unterdrücker wehrt. Der Anfang der haitischen Revolution. Zarité flieht dann zusammen mit Valmorain, seinen Sohn und ihre Tochter nach New Orleans. Aber sie muss sich immer noch ihre eigene Freiheit erkämpfen....

Isabel Allende ist eine fantastische Schriftstellerin. Ihre Art zu erzählen ist wahrhaftig einzigartig, und man kann sie auch mit keinen anderen Autor der Welt vergleichen. Wie man hier sieht, hat sie sehr lange über die Zeit der französischen Kolonie Saint Domingue recherchiert, und um die Umstände der Revolution, die zur Unabhängigkeit Haitis führten. Neben der Tatsache, dass diese Zeit im Roman beim lesen so unglaublich lebendig wird, passt hier auch wieder der für Isabel Allende so typische magische Realismus ins Bild. So hat Zarité auch Begegnungen mit Loas, den Geistern im Voodoo Glauben.

2. Amon - Mein Grossvater hätte mich erschossen, Jennifer Teege
Jennifer Teege wird als Tochter einer Deutschen und eines Nigerianers geboren, und wird kurz nach ihrer Geburt adoptiert. Sie hat eine schöne Kindheit und Jugend, und lebt später auch mehrere Jahre in Israel. Recht spät, inzwischen verheiratet und hat Kinder, erfährt sie die dunkle Seite ihrer Familiengeschichte: ihr Großvater war Amon Göth. Ein Nazi, der mehrere Leben auf dem Gewissen hat - die Darstellung seiner Morde in "Schindlers List" werden viele fürs Leben nicht vergessen.

"Mein Großvater war ein Psychopath, ein Sadist. Er verkörpert all das, was ich ablehne: Was muss das für ein Mensch sein, dem es Freude macht, andere Menschen möglichst einfallsreich zu quälen und zu töten? Ich finde keine Erklärung dafür, warum er so wurde. Als Kind schien er noch ganz normal..."

Ich finde es faszinierend, wie Jennifer Teege diese Fragen auf die Spur geht - wir erfahren hier über das Leben Amon Göths vor seiner NSDAP Zeit. Nebenbei erzählt sie auch über das Leben ihrer leiblichen Mutter - die den Kontakt zu ihr nicht wünscht. Und auch über Jennifers Zeit in Israel, und den vielen Begegnungen die sie dort hatte. So hat sie dort zum Beispiel für Holocaust-überlebende auf deutsch vorgelesen.

Ich fing das Buch im November 2013 an, auf dem Weg von Hamburg nach Flensburg, und las das Buch dann im Januar dieses Jahres fertig. Ein sehr persönliches Buch, das ich jeden weiterempfehlen kann.

3. Bekenntnisse, Nina Hagen
Die Autobiografie Nina Hagens - hier beschreibt sie schonungslos, und in ihrer eigenen Sprache, über ihre frühe Kindheit im DDR der 50´er Jahre, der Scheidung ihrer Eltern, wie sie von ihrer Mutter vernachlässigt wird, ihrem persönlichen Wandel durch Wolf Biermann, von ihrem Start der Gesangskarriere und ihrer Zeit nachdem sie die DDR verlässt.

Ich liebe es, wie sie auf ihre eigene schrille Art die Dinge beschreibt, und doch ganz ernst bleibt. Es gibt wohl auch einen Grund, weshalb ich ein großer Fan von ihr bin. Es muss auch gesagt werden, dass einige Passagen, wie zum Beispiel wenn es um Sachen wie die Scheidung ihrer Eltern oder wie Kalt ihre eigene Mutter zu ihr war, einen die Tränen kommen. Auch, wie sie mit ganz einfacher Alltagssprache die Parteibonzen der SED und die Stasi beschreibt - das macht auch total spass! Zudem habe ich erst hier durch das Buch den recht zweideutigen Text von "Du hast den Farbfilm vergessen" verstanden.....oh mein G-tt, wie kann es sein, dass mir das vorher so nicht richtig aufgefallen ist? Naja, jetzt weis ich es wenigstens.

4. Das Geisterhaus, Isabel Allende
Ein Klassiker der lateinamerikanischen Literatur - auch ein Buch, das man lesen muss, bevor man stirbt. Der Roman beschreibt die Geschichte der chilenischen Familie Trueba, wie sie die turbulenten Jahre des 20. Jahrhunderts übersteht und die verschiedenen Tragödien innerhalb der Familie.

Im Mittelpunkt steht die Matriarchin der Familie, Clara del Valle Trueba, die schon als Kind Zeichen übernatürliche Kräfte (und Autismus....) aufzeigt. Nachdem sie den Tod ihrer grossen Schwester vorhersieht, und kurz Zeugin ihrer Autopsie ist, schweigt sie für Jahre. Esteban Trueba, der ehemalige Verlobte ihrer Schwester, hat es inzwischen zu Reichtum gebracht - und ist inzwischen zu einem Sadisten angereift, der seine Bediensteten peinigt, und eine Magd vergewaltigt hat. Als er zur Beerdigung seiner Mutter in die Hauptstadt zurückkehrt, sieht er Clara wieder, und verliebt sich in sie. Als er um ihre Hand anhält, spricht sie wieder, und die beiden heiraten. Inzwischen zeigt seine Schwester Ferula Interesse an Clara - und Clara sieht dann in einer Vision den Tod ihrer eigenen Eltern voraus.

So viel zur Handlung - ich habe hier versucht, so wenig wie nur möglich zu spoilern. Der Roman ist eine wahre Wucht, und machte Isabel Allende über Nacht berühmt. Der magische Realismus ist hier auch wieder fantastisch beschrieben worden.

Zur Review von der Verfilmung von Bille August, hier.

5. Das Mädchenorchester von Auschwitz, Fania Fénelon
Es ist nicht selten, dass ich einen Roman lese, der einen unglaublich zu Tränen berührt. Besonders nicht, wenn es ein Tatsachenroman ist. "Das Mädchenorchester von Auschwitz" sind die Memoiren der französisch-jüdischen Chansonsängerin Fania Fénelon, die sie aus ihren damaligen Tagebuchaufzeichnungen basierte.

Das Buch beginnt mit ihrer Befreiung aus Bergen-Belsen, wo sie dann für die BBC singt - in dem Moment erfuhr ihre Kusine in London dass sie noch lebt. Danach wird kurz von ihrem Leben vor dem Krieg erzählt - sie wuchs als Fania Goldstein im Paris der 20´er und 30´er auf, und studierte Musik - ihre Ehe mit einem Nichtjuden wurde vom Kriegsausbruch unterbrochen. Sie schließt sich der Resistance an, und singt unter dem Pseudonym Fania Fénelon in einer Bar in der Nacht. Schließlich wird sie verraten, und nach Auschwitz deportiert. Nachdem sie mit ihrer Gesangsstimme überzeugt, wird sie ins Mädchenorchester verlegt, dass von der österreichischen Jüdin Alma Rosé geleitet wird. Sie wird dort mit dem Rassismus der deutschen und polnischen Aufseherinnen konfrontiert, sowie mit den verschiedenen Rivalitäten ihrer Mitinsassinnen, und sogar mit diversen lesbischen Liebschaften.

Schonungslos berichtet sie von der Unmenschlichkeit im Lager. Sie beschreibt auch, wie einige ihrer Mitinsassinnen anfangen, die Musik wegen ihrer Situation zu hassen. Das Buch wurde von ehemaligen Mitinsassinnen wie Anita Lasker-Wallfisch wegen der negativen Darstellung von Alma Rosé kritisiert, allerdings sehe ich in der Darstellung nicht so viel negatives, wie von vielen behauptet wird. Ich werde mir 2015 mal die Memoiren von Anita Lasker-Wallfisch durchlesen.

Triviales: in einen Film über das Mädchenorchester wurde Fania Fénelon von der Antisemitin Vanessa Redgrave gespielt, die dafür sogar einen Oscar gewann. Fania Fénelon war schockiert über die Wahl des Regisseur, von Redgrave dargestellt zu werden und ging in einem Interview auf sie los. Gut, sage ich da nur, gut.

6. Die Synagoge, Chaim Noll
Letztes Jahr verschlang ich Chaim Nolls Novellensammlung "Kolja" binnen eines Abends. Deswegen überraschte es mich nicht, dass ich diesen Roman auch so schnell verschlang.

Der Roman spielt in einer kleinen israelischen Stadt in der Negev-Wüste. Der Mittelpunkt der Handlung ist die Namen-gebende Synagoge, die von einer syrisch-jüdischen Großfamilie gespendet wurde, als "Wiedergutmachung" für einige Skandale. Dort kommt es allerdings Anfangs nur selten zu einem Minjan am Schabbat; im Roman treffen wir verschiedene Menschen der Stadt, wie die gemischte Cane Familie, das deutsche Paar Abi und Livia, Orit Weissgold, dem Engländer Paul oder die junge Yael.

Nach einiger Zeit kommt es in der Synagoge am Schabbat wieder zum Leben, und die meisten sind damit zufrieden. Aber nicht alle sind damit zufrieden - so stiehlt der linke Wehrdienstverweigerer Holly, Sohn der Canes, eines Nachts eine Torahrolle und setzt die Synagoge in Brand. Währenddessen beginnt seine Exfreundin Yael eine Beziehung mit seinem älteren Bruder Adam...

Ja, ich versuche hier nicht so viel zu verraten, es gibt im Roman hier sehr viele Subplots und Charaktere - ich will ja auch nicht so viel spoilern.

Beim Lesen konnte ich mir nu zu gut die beschriebene Stadt in der Negev vorstellen - ich habe mich im Sommer so sehr in die Negev verliebt, dass ich zum Wüstenmensch geworden bin. Mir gefällt neben Nolls sehr menschlichen (an Anna Seghers erinnernden) Erzählkunst auch, wie er die verschiedenen Charaktere einführt - die Charaktere gehen einen sehr schnell zu Herz, und sie kommen einen sehr real vor. Sie stellen sehr gut die Vielfältigkeit der israelischen Gesellschaft da.

7. Weiter leben - eine Jugend, Ruth Klüger
Ruth Klüger erzählt hier schonungslos über ihre Kindheit und Jugend - vom Wien der 30´er Jahre, bis hin zum KZ-Aufenthalt mit ihrer Mutter.

Beim lesen kamen mir (im Zug!) mehrmals die Tränen - und das vom ersten Kapitel an. Das passierte mir erst wieder in diesem Monat, als ich Das Mädchenorchester von Auschwitz las.

Im Buch setzt sich Ruth Klüger auch sehr schonungslos mit der "Erinnerungskultur" auseinander, und es brachte mich auch sehr zum nachdenken. So erwähnt sie wie der Ausnahmefall vom KZ Buchenwald, wo ein jüdisches Kind von politischen Häftlingen versteckt und somit gerettet wurde, so dargestellt wird als ob es keinen Unterschied gab zwischen den jüdischen, Sinti & Roma und politischen Gefangenen. In der DDR wurde die Verfilmung ("Nackt unter Wölfen", Review folgt)  der literarischen Aufarbeitung (wo der Autor, der selbst in Buchenwald war, sehr viel zum Gunste der SED ändern musste, um es veröffentlichen zu können) schon beinahe zu propagandistischen Zwecken missbraucht, wo das Kind nicht im Mittelpunkt war, sondern nur der antifaschistische Kampf hervorgehoben wurde.

Hierzu erwähnt Klüger, dass viele der politischen Häftlinge selbst Antisemiten waren.

Über diese Dinge habe ich nicht gedacht, bevor ich dieses Buch las. Das Buch wurde mir im Sommer von Chaim Noll empfohlen.

Wie ich schon letztes Jahr sagte, so kann ich jedes der Bücher hier empfehlen!

Nun bin ich gespannt, was ich 2015 so lesen werde. 

2014 - was für´n Jahr....

Der Bahai Tempel in Haifa - eines der Höhepunkte dieses Jahr!
Nun ist es wieder so weit - morgen ist es der letzte Tag dieses Jahres. Ich muss nun wirklich sagen, dass ich ein wahrhaftig fantastisches Jahr hatte. Nach den ersten drei, etwas deprimierenden Monaten, begann für mich am 1. Mai eine Wende, nach dem mein Freund Boaz mich zum ersten Mal zum jüdischen G-ttesdienst mitnahm. Danach fühlte sich meine Seele irgendwie gereinigt an. Sehr unbeschreiblich. 

Der Sommer war dann der Höhepunkt - ich kam wieder nach Israel, das einzige, an das ich bis dahin gedacht habe. Der Sommer war eine irgendwie wieder eine Art Erholung, nach all dem Stress auf Lolland. Ich fühlte mich da auch wieder so unabhängig wie noch nie zuvor. 

Während des Urlaubs in Israel bekam ich dann auch endlich eine Wohnung in Albertslund - nun brauchte ich nur die Aufnahme zum Studium (obwohl ich mir deswegen keine Sorgen machte). Ich hatte auch eine fantastische Woche bei meinen israelischen Ersatzeltern, und mir wurde wiedereinmal bestätigt, dass ich ohne Reisen nicht leben kann.

Auf dem Heimweg nach Dänemark hatte ich dann einen mehrstündigen Aufenthalt in Istanbul, wo ich die Vielfältigkeit des Taksim-Platzes bewunderte. Am selben Abend wurde mir dann auch noch bestätigt, dass ich zum Hebräischstudium aufgenommen worden bin. 

Danach hatte ich dann 14 Tage auf Lolland - nachdem ich zum dritten Mal die theoretische Prüfung nicht geschafft habe, habe ich das ganze mit dem Führerschein aufgegeben. Und jetzt frage ich mich, wieso ich schon 2013 nicht aufgegeben habe. 

Am 15. August bin ich dann nach Albertslund umgezogen. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, wusste ich, dass mein neues Leben angefangen hatte. Danach war ich in Hamburg zur Hochzeit meines Cousins, und danach war da eine Intro-Woche auf der Uni - die mir so sehr am Arsch vorbei ging....

Danach fing das Studium an - und in der selben Woche fing ich an, regelmäßig zum G-ttesdienst in der Synagoge zu gehen. 

Ich kann nicht klagen. Mein Leben hat sich so sehr zum besseren gewendet, und ich vermisse die drei Jahre auf dem Gymnasium überhaupt nicht, und Lolland generell vermisse ich nicht. Ich habe einen neuen Tagesrhytmus gefunden, eine neue Familie gefunden, und vieles anderes. 

Leckerer Kuchen in Istanbul


Montag, 29. Dezember 2014

Was so letztens geschah;

Ich hatte nach dem kurzen Trip nach Berlin einige wirklich schöne Feiertage - so habe ich in Kopenhagen Chanukkah gefeiert, und auf Lolland mit meinen Eltern und meiner Großmutter Weihnachten. Dies waren wirklich schöne Feiertage.

Inzwischen bin ich wieder in Kopenhagen und schlage die Zeit bis Silvester tod.

Und muss auch noch lesen für die Geschichtsprüfung Mitte Januar... 

Montag, 1. Dezember 2014

Schon Dezember....

In wenigen Tagen ein Wiedersehen <3 
Und schon ist es Dezember. Mann oh mann, und mir ist es, als habe dieses Jahr erst gestern angefangen. Dann aber ist mir genau so als ob 2012 gestern endete. 

Nun denn, ich kann jetzt schon sagen, dass dies ein fantastisches Jahr für mich war - eines, wo sich mein Leben zum guten geändert hat. 

In einigen Tagen geht es nach Berlin - ich liebe diese Stadt, obwohl mir oft so ist, als ob die Kälte des Winters die dunkle Seite der Geschichte dieser Stadt zum Vorschein bringt. 

Nun denn, und dieses Jahr heisst es wieder Geschenkejagd, für Chanukkah und Weihnachten. 

Und nach dem Berlin-Trip habe ich dann mein erstes richtiges Chanukkah - minus die letzten zwei Abende, leider.

Sonntag, 30. November 2014

Und schon ist der November vorbei....

Ja, morgen ist der November vorbei. Dieser Monat ging wieder einmal sehr schnell vorbei - allerdings geht für mich im Moment vieles sehr schnell. Ich finde es unglaublich, dass es schon vier Monate her ist, dass ich nach Kopenhagen gezogen bin.

Mein Leben hat sich endlich geändert, ich bin jetzt endlich glücklich - dauerhaft.

Ich muss auch sagen, dass Jom Kippur für mich ein Wendepunkt war - ab da wusste ich, wo mein eigentlicher Umgangs-kreis hingehört. 

Sonntag, 16. November 2014

Herbst in Kopenhagen

Nachdem der September und die erste Hälfte des Oktobers eher warm bis unglaublich heiß war, kam auf einmal die Kälte des Novembers, wie man ihn sonst auch gewohnt ist. Der Herbst ist schon eine seltsame Jahreszeit - man wird daran erinnert, dass nicht alles ewig hält, und alles zerfällt. Dazu sind die Wälder und Parks in dieser echt kalten Jahreszeit auch wunderschön, wegen den vielen Farben. 

Hier einige Eindrücke:


 Ja, der Herbst ist schon was besonderes.

Jetzt kommt allerdings der Winter (der nicht so kalt werden wird, anscheinend), und ich freue mich jetzt schon auf den Frühling.

Montag, 10. November 2014

76 Jahre Kristallnacht - Gedenken in Kopenhagen

Jair Melchior, der neue Oberrabbiner Dänemarks, bei seiner Rede
Gestern sind es 76 Jahre her, dass die Synagogen in Deutschland und Österreich brannten, und die Scherben der jüdischen Geschäfte auf den Strassen lagen und aufleuchteten. Gestern gab es zum Gedenken zwei Veranstaltungen, in zwei verschiedenen Stadtteilen Kopenhagens. Ich war auf der autentischeren Veranstaltung, die zum Teil auch von der jüdischen Gemeinde mitorganisiert wurde. Dort sprach auch der neue Oberrabbiner, Jair Melchior. Andere Redner waren unter anderen die bekannte pakistanisch-dänische Radiomoderatorin Rushy Rashid und der Zeitzeuge Hans Goldstein, der erzählte, wie er die Kristallnacht damals in Wien miterlebte.

Die Menge war voll mit Fackeln, und in den Pausen wurde Klezmermusik gespielt, auf hebräisch, arabisch, jiddisch und dänisch. Mir gefiel die Veranstaltung, und als Hans Goldstein erzählte, kamen mir die Tränen. 

Das Einzige, dass mich auf der Veranstaltung störte, waren die Vielen, die mit Keffijehs ankamen. Für die die nicht wissen, was das ist: die Keffijeh ist ein traditionelles arabisches Tuch, das von Männern getragen wird. Die PFLP begann die Keffijeh immer dicht am Hals zu tragen, und somit wurde sie ein Symbol für den "palästinensischen Befreiungskampf". Danach fingen Linksradikale sie immer wieder als Statement zu tragen. Und die, die gestern bei der Veranstaltung damit auftauchten, kamen mit einem Statement - einer hat sogar grüne Flyer ausgeteilt, allerdings habe ich nicht gesehen was darauf stand. Vielleicht ist es auch gut so. 

Die andere Veranstaltung, die im mehrheitlich von muslimischen Einwanderen bewohnten Stadtviertel von Nørrebro stattfand, war von der linken (oder eher linksextremen) Partei Enhedslisten (Einheitsliste, übersetzt) organisiert. "Nein zu Diskriminierung, nie wieder Kristallnacht", hies der Spruch der Veranstaltung - wenn man sich dann den Infotext durchliest, wird einen schlecht. Keine jüdische Organisation wurde eingeladen, und auch keine Zeitzeugen oder ähnliches. Es wurde nur von allgemeinen Rassismus (besonders hervorgehoben wurden Muslime) und von Homophobie gesprochen. Auch war das Titelbild eine Zeichnung einer Muslima mit Kopftuch ("die Muslime sind die verfolgten Juden von heute"). Und über die damalige Kristallnacht wird nur gesagt, das "mehrere jüdische Geschäfte wurden zerstört und tausende Juden verhaftet". 

Aber der Höhepunkt ist das hier: es wurden auch Spenden eingesammelt - wohin den? Die Spenden gehen angeblich zu den Krankenwagen des roten Halbmondes in Gaza. IST DAS IHR ERNST? Woher wissen sie denn, dass die Spenden wirklich zum roten Halbmond gehen, und nicht in die Hände der Hamas?

Aber bei einer Partei mit so vielen Judenhassern wundert mich das ehrlich gesagt nicht. 

Samstag, 8. November 2014

3 Monate Kopenhagen!

Mein Lieblingsort in Kopenhagen: die grosse Synagoge
Wie ich im August berichtete, bin ich nun endlich umgezogen. Es wurde auch wirklich langsam Zeit. Ich bin nun mit dem Hebräischstudium angefangen, und obwohl ich vom neuen Oberrabbiner noch kein grünes Licht bekommen habe, sagen meine Freunde hier, dass meine Konversion schon angefangen habe. 

In der Zwischenzeit ist mir aufgefallen, dass ich eigentlich jeden Tag glücklich bin - so ging es mir nicht auf Lolland! Der Neuanfang tat mir wirklich gut - mir ist nun klar geworden, dass mein eigentliches Leben erst jetzt beginnt, jetzt, wo ich endlich auf eigenen Beinen stehe. Baruch H´. 

Jedes Wochenende gehe ich zum Schabbat in die Synagoge - Freitagabends meistens in der kleinen Synagoge im Chabad-Haus, Samstagmorgens dann in der grossen Synagoge. Ich liebe es. Allerdings ist es ziemlich schwierig, meinen nichtjüdischen Freunden zu erklären warum ich es liebe jedes Wochenende Stundenlang in der Synagoge zum G-ttesdienst zu sitzen. Man kann es Nichtjuden nicht erklären, sagt ein Freund von mir. Da hat er recht. 

Ich liebe auch meine kleine Wohnung hier in der Vorstadt Albertslund - hier fühle ich mich wohl. 

Und der Hebräischunterricht macht mir spass, und ich langweile mich auch nicht! 

PS:
Der Grund, weshalb ich die letzten drei Monate hier nicht gebloggt habe, ist der hier: im August hatte ich keine richtige Zeit weil ich vieles andere um die Ohren hatte (mich in der neuen Umgebung einzugewöhnen, die Hochzeit meines Cousins in Deutschland etc ), und im September ging mein Computer kaput. Letzte Woche wurde er dann G-tt sei dank wieder repariert...oy vey....

Freitag, 15. August 2014

Letzte Nacht auf Lolland!

So, morgen öffnet sich ein neues Kapitel in meinem Leben. Es fühlt sich irgendwie seltsam an...immerhin habe ich mein ganzes Leben hier auf Lolland verbracht!

All zuviel werde ich aber nicht vermissen.

Ich brauche einen Neuanfang. Und der kommt dann endlich morgen.

Hinterm Horizont geht´s weiter. 
Ich brauche jetzt ein Bisschen den Abstand von Lolland - hier sind noch viel zu viele Schatten von den drei Jahren im Gymnasium und der Zeit der Grundschule 2000-2010. Ich brauche wirklich einen Neuanfang....in der Zwischenzeit ist alles wichtige gepackt worden.

Mittwoch, 13. August 2014

53 Jahre Mauerbau

Szene am Tag des Mauerbaus, 13. August 1961
Heute ist es 53 Jahr her, dass die SED in Berlin eine Mauer bauen lies, die 28 Jahre lang eine ganze Stadt und mehrere Familien voneinander trennte. Mindestens 245 Menschen wurden erschossen, als diese versuchten, in den Westen zu gelangen. 

G-tt sei dank steht die Mauer nicht mehr, und Berlin (und Deutschland) ist wieder vereint. 

Immer, wenn ich an den Orten gehe, wo die Mauer mal stand, läuft mir ein kalter schauer den Rücken runter. Ich muss an die zahllosen Menschen denken, die dort gestorben sind. Einen Tod, der eigentlich erst in den 80´ern "legalisiert" wurde, obwohl schon davor auf die Flüchtlinge geschossen wurden. 

Zu schade, dass Walter Ulbricht seine Strafe nie bekam - und schade, dass Erich und Margot Honecker nicht dass Schicksal der Ceaucescous in Rumänien teilen mussten. 

Währenddessen sind leider viele Ex-Stasis in der Politik und im öffentlichen Amt tätig, und leider existiert das stalinistische Hetzblatt "Junge Welt" noch. 

Wir erinnern uns - zum 50. Jahrestag des Mauerbaus verhöhnte dieses Blatt die Maueropfer:


Inzwischen bin ich auch tatsächlich davon überzeugt, dass der Sozialismus eine Lüge ist, eine Illusion. Sie existiert nicht, funktioniert nicht. Es wurde schon X-Mal versucht (Lenin, Stalin, Hitler, Kim Il-Sung, Mao,  Ceaucescou, Pol Pot....), und ist immer wieder als Diktatur hervorgekommen, die den Individuellen Menschen verachtet.

Ich zitiere zudem mal aus Christa Wolfs Magnum Opus, Der geteilte Himmel:

"Der Himmel teilt sich zuallererst." 

Montag, 11. August 2014

Am Samstag fange ich ganz neu an.

Vergangenes hinter sich lassen
Am Samstag fängt es früh morgens an - da ist alles gepackt worden, und ich werde dann nach Albertslund fahren, wo ich mit meinen Eltern dann meine Wohnung dann dekorieren werden.

Es wurde auch langsam Zeit. 

Eigentlich hatte ich in mir selber Lolland in dem Moment hinter mich gelassen, wo ich letztes Jahr für zwei Monate nach Israel ging. 

Die Zeit seit meiner Rückkehr bis jetzt würde ich eher eine Art Fegefeuer nennen, bevor ich endlich wieder einen neuen Abschnitt in meinem Leben anfangen kann. 

Das letzte Mal, wo ich ein neues Leben anfing, war 2010. Da endeten 10 Jahre Grundschule für mich, und es fühlte sich unglaublich seltsam an, als ich endlich mein neues Leben dort anfing, und auf das Gymnasium in Maribo kam. Dieses dauerte dann 3 Jahre - 3 Jahre, die viel zu schnell gegangen sind. 

Am 1. September fängt mein Studium an der Universität Kopenhagen an. Ich freue mich riesig auf das Studium, und ich hoffe, dass ich gleichzeitig meine Konversion schon dieses Jahr anfangen kann. Ich hoffe, dass diese 3 Jahre auch nicht so schnell vergehen werden. 

Am Donnerstag muss ich nach Kopenhagen, um in Albertslund meinen Schlüssel zur meiner neuen Wohnung zu holen - und dann muss ich einige Stunden in Kopenhagen tot schlagen, bevor ich um 18 Uhr dann zur einer Feier an der Universität erscheine um dort meine Professoren und meine Mitschüler zu treffen. 

Bin gespannt wie das laufen wird.....

Freitag, 8. August 2014

Der letzte Schabbat auf Lolland

שבת שלום! 
So. Heute fängt der Schabbat an. Der letzte Schabbat auf Lolland. Nächste Woche um diese Zeit ziehe ich nach Albertslund, und fange dort ein neues Leben an. Etwas, nachdem ich mich sehr lange gesehnt habe. 

Irgendwie fühlt es sich seltsam an dass dies der letzte Schabbat für mich auf Lolland sein wird - wirklich seltsam. Aber auch gut. Den ich sehne mich nach dem neuen Leben...

Und wenn ich endlich in Albertslund wohne, kann ich auch endlich anfangen eine koschere Küche zu halten - und so einiges wird leichter für mich sein. 

Schabbat Schalom!

Asi TV Star wird noch peinlicher

Wir alle kennen ja die RTL-Asi TV Sendung "Die Trovatos - Detektive decken auf". Nun den, der Leiter der Detektei, Jürgen Trovato, hat auch eine Karriere nebenbei als Schlagerstar gemacht:

Das Oben ist zwar aus 2013, aber auf seine "Musik" wurde ich vor nicht all zu langer Zeit auf der Facebook-Seite von Fernsehkritik.tv geteilt - und mein G-tt ist das erschreckend. Das aktuelle "Lied" kann ich zwar jetzt nicht finden (aus welchen grund auch immer), aber das Oben sagt ja schon alles über sein "Talent".

Wie Mediengeil muss man den sein, dass man sich so präsentiert?

Aber anscheinend gibt es tatsächlich Leute, die den Dreck mögen - falls die vielen Kommentare auf der Seite von Sharon Trovato überhaupt echt sind.

Total zum Fremdschämen.

Was mich derzeit erwartet

Wie ich schon erwähnte, erfuhr ich kurz vor meiner Abreise aus Istanbul, dass ich zum Hebräischstudium in Kopenhagen zugelassen wurde. Das war wohl der glücklichste Moment den ich diesen Sommer hatte! Ein fantastischer Abschluss zu meinem Urlaub.

Inzwischen habe ich eine kleine Wohnung in Albertslund, einer Vorstadt zu Kopenhagen, die alles zu bieten hat was man zum Leben braucht. Nächste Woche ziehe ich dann um, und dort werden wir dann alles schön einrichten - mein Namensschild hängt schon dort! Mein G-tt, ich kann es wirklich kaum noch erwarten dort hin zu ziehen.

Inzwischen ist da nur noch ein Hindernis: der Führerschein. Am Dienstag ist dann auch meine dritte und allerletzte theoretische Prüfung. Allerletzte? Denn wenn ich diese noch mal nicht bestehe, brechen wir das ganze ab. Ich habe schon lange keine Motivation mehr. Anscheinend will G-tt nicht dass ich Auto fahre. Ich bereue zutiefst, dass ich das alles letztes Jahr überhaupt angefangen habe. Angst vor dem fahren habe ich nicht mehr - ich fahre nur nicht sehr gut, und dann, wenn man denkt, dass man die Theori kann, kann man es anscheinend doch nicht. Nein, ich habe wirklich kein Bock mehr darauf. Ich glaube auch nicht, dass ich es bestehen werde. Ich werde trotzdem weiter üben. Aber anscheinend kann ich es einfach nicht....

Ich habe zudem wieder Kontakt zum Oberrabbiner aufgenommen und nach einem dritten Treffen gebeten. Er sagte, da er am Ende dieses Monats in Rente geht, leitet er die E-Mail weiter an seinen Nachfolger, Jair Melchior. Er hat dann auch sofort geantwortet und gesagt wir können uns in zwei Wochen in der Synagoge treffen, wo ich ihn dann von meinem Willen und meinen Wünschen erzählen kann. Ich antwortete natürlich dass es gut passt, da ich sehr bald nach Albertslund ziehe.

Ich hoffe dass ich die Konversion an sich schon dieses Jahr anfangen kann. Ich habe es gewollt seit meinem 16. Lebensjahr....

Die Stunden in Istanbul

Als ich Israel letzte Woche verlassen habe, hatte ich auch noch 10 Stunden Aufenthalt in Istanbul. Einige dieser Stunden habe ich am Taksimplatz totgeschlagen. Hier sind die Bilder:

Gebetsraum am Sabiha Gökcen Flughafen - aufgeteilt im christlichen und jüdischen Teil
Wehende Flaggen am Taksimplatz
Monument am Taksimplatz
Leckerer Kuchen in einem bekannten Restaurant
Einkaufsstrasse 
Schöne Atmosphäre...
Bunte, schöne Lampen
Kopenhagen in Istanbul
Schöne Pflanzen an der Mauer....
Einblick im Restaurant wo ich Kuchen gegessen habe
Kunstgalerie
Hauptkvartier der Türkischen Kommunistischen Partei - ich wundere mich, dass es die noch gibt...
Gesehen im Mediamarkt.....
Die türkische Flagge mitten in alles; 
Vom Eingang der katholischen Kirche aus geschossen
Die katholische Kirche
Wasserkerzen in der Kirche
Nastaliq-Schrift
Weitere Ansicht zum Monument am Taksimplatz
Der Sabiha Gökcen Flughafen
Der eigentliche Eingang
Kunstwerk kurz vor dem einchecken...
Lebewohl, Istanbul!

Nachdem ich 4-5 Stunden am Taksimplatz verbrachte, nahm ich den Bus zum Sabiha Gökcen Flughafen zurück, da ich in der Nacht nur 4 Stunden Schlaf hatte, und immer noch sehr Müde war - am Flughafen habe ich dann die zeit Totgeschlagen in dem ich diverse Leute beobachtete, und etwas gegessen habe. 

Als ich dann zuletzt in meinem Terminal sass, und endlich Internet hatte, loggte ich mich in der Universität an - und habe dann vor Freude aufgeschrien, als ich entdeckte, dass ich zum Hebräischstudium zugelassen bin. 

Somit ist die Anspannung, mit der ich bis dahin herumlief, endlich abgefallen. Somit konnte ich den Flug nach Kopenhagen - trotz der Tatsache, dass eine Mutter ihr schreiendes Kind mehrfach geschlagen hat - geniessen. 

10 Jahre Kopenhagen - hat sich mein Bild der Stadt verändert?

Diesen kommenden August ist es 10 Jahre her, dass ich die Koffer und alles andere gepackt habe und nach Kopenhagen gezogen bin, einen Monat ...